"Es wird ein anstrengendes Spiel"

Guter Keeper, starke Persönlichkeit: Bielefelds Mathias Hain

Nürnberg - Er ist Torwart, Kapitän und Führungsfigur bei Arminia Bielefeld. Und es zeichnet Mathias Hain aus, dass er sich nie zu schade ist, sich zu stellen. Ob den eigenen Fans beim letzten Gastspiel in Leverkusen oder der Redaktion von fcn.de, die den 34-Jährigen vor dem Duell zwischen Bielefeld und Nürnberg (So., 11.11.07, 17.00 Uhr) zum Interview bat. Darin schildert Hain die aktuelle Lage bei der Arminia, sagt, welche Club-Spieler er besonders schätzt und gibt seine Erwartungen an die Partie in der Schüco-Arena preis.


Mathias Hain, nach den Remis in Karlsruhe und gegen Cottbus schien der freie Fall der Arminia erst einmal gestoppt. Am Samstag setzte es dann aber diese 0:4-Niederlage in Leverkusen. Haben Sie diesen Rückschlag bereits verdaut?

Mathias Hain: Was heißt "verdaut"? Ich persönlich war jetzt erstmal froh, dass ich nach Hause konnte, weil wir ja zwischen Pokal- und Bundesligaspiel nicht heim gefahren sind. Wichtig war, dass man von der Niederlage Abstand gewinnt, die Zeit mit der Familie verbringt und auf andere Gedanken kommt. Aber klar ist auch: Das schüttelt man nicht so einfach ab!

Das Pokalspiel in Koblenz steckte Bielefeld in den Knochen, außerdem fehlten in Leverkusen noch die Stammspieler Wichniarek, Mijatovic, Langkamp und Böhme. Waren das die Hauptursachen für die deutliche Niederlage?

Hain: Wir sollten es tunlichst sein lassen, nach Entschuldigungen zu suchen. Und auf ein Spiel gemünzt, ist das auch nicht das Problem. Wir haben einen großen Kader, in dem jeder den Anspruch hat, von Anfang an zu spielen. Dementsprechend sollte man sich dann auch auf dem Platz präsentieren. Aber natürlich brauchen wir Spieler wie Böhme oder auch einen Gabriel, der ja schon länger fehlt - ganz klar.

Sie haben mal gesagt: Die Stärke des Teams sei ihr Zusammenhalt. Ist der Teamgeist bei der Arminia auch nach sieben Spielen ohne Sieg und 19 Gegentoren in dieser Zeit noch ungebrochen?

Hain: Vereine wie wir, die finanziell nicht so wahnsinnig investieren können, leben von der Geschlossenheit und vom Kollektiv. Deshalb spielen wir jetzt auch im vierten Jahr hintereinander in der Bundesliga. Man muss jetzt nicht jeden Mittag zusammen essen oder jeden Abend zusammen verbringen - dafür sind die Charaktere einfach zu unterschiedlich, dafür haben wir einfach auch zu viele Spieler aus verschiedenen Nationen. Aber man kann schon erwarten, dass jeder sich persönlich einbringt und wir diese Geschlossenheit dann gemeinsam auf den Platz bringen.

Einige Arminen-Fans verließen aus Protest nach der Pause die BayArena. Wie nimmt man als Spieler solch eine Aktion wahr?

Hain: Ehrlich gesagt habe ich das im Spiel erstmal gar nicht mitbekommen, weil ich während der 90 Minuten so fokussiert auf das Geschehen auf dem Platz bin. Ich habe das erst registriert, als die Fans wieder reinkamen. Das waren ja auch nur die ersten fünf bis zehn Minuten nach der Pause, in denen sie weg waren. Aber ich habe natürlich Verständnis für sie und habe nach der Partie auch den Dialog gesucht.

Aber als einziger...

Hain: Als Kapitän stehe ich da auch ein Stück weit mehr in der Verantwortung als andere. Grundsätzlich finde ich, dass man sich immer den Problemen stellen und nicht vor ihnen weglaufen sollte.

Am Sonntag treffen Nürnberg und Bielefeld aufeinander. Der Club rangiert zurzeit auf Platz 16 und steht damit wie die Arminia unter Druck. Mit welchen Trümpfen geht Ihre Mannschaft in diese Partie und vor welchem Akteur beim Club haben Sie besonderen Respekt?

Hain: Wir müssen die Geschlossenheit auf den Platz bringen und vor allem mit Mut auftreten. Das hat uns zuhause immer ausgezeichnet, auch in dieser Saison. Aber auswärts haben wir eben nicht immer das Selbstvertrauen und den Mut gehabt, sodass wir teilweise diese Klatschen erhalten haben. Unser Team lebt vom Kollektiv - genauso wie das von Nürnberg. Außer Schäfer und Schroth hat den 1.FCN ja keiner verlassen und ich denke, dass Charisteas und Kennedy diese Lücke von ihrer Spielart auch schließen können. Von Kennedy, der ja auch lange verletzt war, halte ich eigentlich ziemlich viel - auch von Saenko und Mintal, wenn sie ihre Qualitäten einbringen.

Was erwarten Sie generell für eine Partie? Bei Duellen von zwei Teams, die unten drin stehen, ist man ja normal nicht unbedingt auf einen Leckerbissen eingestellt...

Hain: Ja, solche Spiele, wo man vorher gesagt hat: "Das kann eigentlich nur ein müder Kick werden" - habe ich schon erlebt. Das waren dann wirklich keine ansehnlichen Begegnungen. Aber andersrum gab's auch Spiele, die auf sehr hohem taktischen und spielerischen Niveau geführt wurden. Ich denke aber, dass sich die Zuschauer am Sonntag auf ein sehr anstrengendes Spiel einstellen und sehr viel Geduld aufbringen müssen. Denn wir sind zwar gut gestartet, dann aber durch ein Tal gegangen und brauchen die Punkte jetzt genauso wie die Nürnberger. Insofern ist es die gleiche Konstellation, und ich gehe deshalb davon aus, dass keiner bedingungsloses Risiko eingehen wird.

Ein erfolgreiches Spiel können wir Ihnen leider nicht wünschen, dennoch bedanken wir uns recht herzlich für das Gespräch, Herr Hain!

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