Nürnberg - Dass es am 3. Spieltag zwischen dem 1. FC Nürnberg und Bayern München zum Spitzenspiel "Erster gegen Dritter" kommt, hätte man vor der Saison nicht unbedingt vermutet. Viele Fachleute sind vom besten Bundesliga-Start des FCN aller Zeiten überrascht. Entsprechend groß war am Donnerstag (24.08.06) bei der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel des Club beim Deutschen Rekordmeister (Sa., 26.08.06, 15.30 Uhr) das Medieninteresse. Ungewohnt für Nürnberger Verhältnisse drängten sich die Journalisten und Kameraleute um Pressesprecher Martin Haltermann und Trainer Hans Meyer.
Dabei wurde gar nicht so sehr das Stimmungshoch am Valznerweiher thematisiert als vielmehr das vermeintliche Formtief der Bayern, die am Dienstag im Testspiel beim FC Barcelona kräftig Lehrgeld gezahlt hatten und mit 0:4 untergegangen waren. Meyer warnte allerdings davor, die Münchner an dieser Niederlage zu messen: "Das ist dieselbe Situation wie nach dem 0:3 gegen 1860 München in der Vorbereitung. Da waren die Bayern für alle doch schon weg und wurden höchstens noch als ein Kandidat für die Vize-Meisterschaft gehandelt. Einen Sieg im Auftaktspiel gegen Dortmund hatte da doch niemand mehr auf der Rechnung. Und dann haben die Münchner den BVB in einem sehr guten Spiel verdient bezwungen."
Letzter Club-Sieg in München vor 14 Jahren
Zum Wert solch eines Testspiels meinte der Nürnberger Coach: "Das interessiert so wenig wie das 1:4 der Klinsmann-Elf in Italien." Bei den Bayern gebe es genügend Fachleute, die das Ergebnis richtig einschätzen können, so Meyer, für den das Gastspiel in der Landeshauptstadt das 25. Punktspiel im Dienst des FCN ist. "Ganz schön nervös sei er deshalb", witzelte der alte Hase im Trainergeschäft. 13 der bisher 24 Partien hat Meyer gewonnen, nur ganze sechs verloren. Folgt nun in seinem "Jubiläumsspiel" bei den Bayern ein Husarenstreich?
Bislang feierten die Cluberer in München erst drei Erfolge. Der letzte Auswärtssieg liegt 14 Jahre zurück. Damals trainierte Willy Entemann die Nürnberger. Der Ex-Coach erinnert sich noch heute gerne an das 3:1 - "ein Highlight". Dem Club traut er bei der gegenwärtigen Aufbruchsstimmung durchaus Ähnliches zu: "Wenn man die Bayern ständig attackiert und die Räume eng macht, ist man dort nie chancenlos."
Beauchamp für Paulus im Kader
Darüber, wie Meyer den kommenden Gegner knacken will, hüllte er sich bei der Pressekonferenz in Schweigen. Der Trainer gab weder zu seinem taktischen Konzept noch über seine Aufstellung Auskunft. Ob Marek Nikl oder Andreas Wolf an der Seite von Glauber in der Innenverteidigung spielen wird, wer die linke Abwehrseite besetzen darf - Jan Kristiansen oder Javier Pinola - entscheidet der Übungsleiter erst nach den letzten Trainingseindrücken.
Dean Heffernan und Thomas Paulus, letzterer aufgrund einer leichten Zerrung, stehen am Samstag nicht im Kader. Für Paulus rückt Michael Beauchamp nach. Thomas Galasek ist nach seiner schweren Platzwunde, die er sich gegen Gladbach (1:0) zugezogen hatte, wieder fit und wird auf jeden Fall zum Einsatz kommen. Insgesamt macht die Mannschaft einen entspannten, aber dennoch konzentrierten Eindruck. Eigentlich gute Voraussetzungen dafür, dem "haushohen Favoriten" (Raphael Schäfer) ein Bein zu stellen. Aber es wäre in Nürnberg auch niemand zu Tode betrübt, sollte man beim Derby leer ausgehen. Meyer: "Wenn wir da verlieren, reißt uns keiner den Kopf ab."