Nachhaltigkeit beim Club

Warum befasst sich der 1. FC Nürnberg mit Nachhaltigkeit? Wie passen Nachhaltigkeit und Fußball in einem Profiverein zusammen? Und wie packt der Club Nachhaltigkeit ganz konkret anhand bestimmter Themen an?

Ein Gespräch als Einleitung in das Thema Nachhaltigkeit mit dem Kaufmännischen Vorstand Niels Rossow und Katharina Fritsch, Leiterin Community & Membership, in deren Abteilung die Stabstelle Nachhaltigkeit ganz bewusst angesiedelt ist.

fcn.de: Wieso ist das Thema Nachhaltigkeit für den FCN wichtig?

Niels Rossow: Das Thema hat gesamtgesellschaftlich Relevanz, deshalb ist es für den 1. FC Nürnberg von Bedeutung. Wir tragen Verantwortung über den Sport hinaus und wollen unsere verbindende Kraft nutzen, um das wichtigste gesellschaftliche Netzwerk unserer Region zu schmieden – mit dem Ziel, das Leben von Menschen besser zu machen. So steht es in unserem Leitbild.

Katharina Fritsch: Nachhaltigkeit heißt Zukunft gestalten. Die Generationen Z und Alpha erwarten Antworten auf Klimawandel, Kriege und andere Bedrohungen unserer Demokratie. Wir verstehen uns als Verein, der für Werte steht. Da diese grundsätzlich in Gefahr sind, sehen wir es als Aufgabe unseres gesellschaftlichen Engagements, unsere Demokratie zu verteidigen. Die Krisen der Gegenwart zu bewältigen, ist eine Aufgabe für alle. Nicht nur für „die da oben“.

fcn.de: Die Erreichung von nachhaltigen Kriterien ist seit der Saison 2022/23 Teil des Lizenzierungsprozesses für den Spielbetrieb der Deutschen Fußball Liga (DFL). In welcher Spielminute befindet sich der Club?

Niels Rossow: Die Prozesse hin zu nachhaltigem Handeln haben sich durch die verpflichtende Nachhaltigkeitsstrategie professionalisiert. Ein großer Dank geht an die DFL, die uns auf diesem Weg mutig, ambitioniert und geduldig begleitet. Wir haben durch die Bewertung der Prüfgesellschaft Schwachstellen, aber auch viel Positives aufgezeigt bekommen. Würde ich unsere erreichte Prozentzahl in die Dauer eines Fußballspiels übersetzen, befänden wir uns in der 70. Spielminute. Wir sind also auf einem sehr guten Weg. Im Feld der ökonomischen Nachhaltigkeit konnten wir bereits Meilensteine erreichen, aber vor allem bei der sozialen Nachhaltigkeit haben wir in den vergangenen Jahren mit unserem Engagement eine große Wirkung erzielt. Im Bereich ‚Ökologie‘ hingegen müssen wir aufholen.

Das Interview in voller Länge gibt es hier.

STABSSTELLE NACHHALTIGKEIT

Name: Victoria Knorr-Held

Beim Club seit: Juli 2021, als Club-Volunteer aktiv von 2011-2014

Verantwortlich für Nachhaltigkeit seit: Januar 2023 Position: Stabsstelle Nachhaltigkeit im Bereich Community und Membership

Victoria Knorr-Held soll in erster Linie die Geschäftsstelle und die Fans zu nachhaltigem Handeln bewegen. Weil wir unsere Mitglieder und Fans auf diese Reise mitnehmen wollen, ist die Stelle in der Abteilung Community & Membership angesiedelt.

Unsere Nachhaltigkeitsbeauftragte ist zudem Schnittstelle zur DFL und den Mitarbeiter*innen der AG Nachhaltigkeit beim 1. FC Nürnberg und trägt zur Implementierung und Erfüllung der Nachhaltigkeitskriterien bei.

So erreichst Du mich bei Fragen: Schreib mir doch gerne eine E-Mail an knorr-held(at)fcn.de. Ich freue mich auf konstruktives Feedback und eure Ideen, wie wir den Club gemeinsam nachhaltiger machen können.


Nachhaltigkeit beim FCN

Hier geht's zum Podcast mit Victoria Knorr-Held.



CO2-Fußabdruck

Der CO2-Fußabdruck gibt an, wieviel Treibhausgase eine Person durch ihren Lebensstil, ein Unternehmen durch Produktion oder eben ein Verein wie der Club durch seine Aktivitäten verursacht und an die Umwelt abgibt. Der Fußabdruck wird in Tonnen CO2-Äquivalent (t CO2) ausgedrückt. Da verschiedene Treibhausgase (z.B. Methan, CO2) sich unterschiedlich stark auf das Klima auswirken, wird die Messgröße Tonnen CO2-Äquivalent genutzt, um diese Auswirkungen vergleichbar zu machen.

Treibhausgase tragen zur Erderwärmung bei. Ermitteln und Bilanz ziehen, ist deshalb angesagt. Nur so lassen sich die Bereiche und Prozesse erkennen, in denen die meisten Treibhausgase anfallen und Maßnahmen entwickeln, wie diese verringert werden können.

In der Saison 2022/23 hat der 1. FC Nürnberg rückwirkend für die Saison 2021/22 zusammen mit Lufthansa Industry Solutions (LHIND) seine erste CO2-Bilanz nach dem Greenhouse Gas Protocol aufgestellt und in einem Video anschaulich erklärt.

Fazit: Der 1. FC Nürnberg hat in der Saison 2021/22 ca. 7.500 Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen. Das entspricht etwa 660 Millionen mit CO2 gefüllten Fußbällen*. Damit könnte man den gesamten Innenraum des Max-Morlock-Stadion mehrfach ganz bedecken und über 400 Meter hoch übereinanderstapeln. Oder anders ausgedrückt: 14 Max-Morlock-Stadien mit Flutlichtern aufeinandergesetzt.

Wo fallen diese Treibhausgase beim Club an?

Tatsächlich bei allem, was wir machen. Deshalb werden die Ausstöße der winzig kleinen Teilchen (= Emissionen) in drei unterschiedlichen Umfängen (= Scope) gemessen.

Scope 1 (= 3% oder 205 Tonnen CO2): alle Emissionen aus Quellen und Prozessen, die direkt vom 1. FCN gesteuert oder kontrolliert werden, zum Beispiel Kraftstoffverbrauch aller Fahrzeuge im Fuhrpark des Club.

Scope 2 (= 7% oder 563 Tonnen CO2): alle indirekten Emissionen aus eingekaufter Energie (z.B. Elektrizität, Fernwärme), zum Beispiel der Energieverbrauch in der Geschäftsstelle am Sportpark Valznerweiher.

Scope 3 (= 90 % oder 6.724 Tonnen CO2): alle indirekten Treibhausgas-Emissionen, die bei Tätigkeiten und Aktivitäten des Vereins anfallen oder damit in Zusammenhang stehen, zum Beispiel Anreise von Fans und Spieler*innen zu Spielen, Produktion von Fanshop-Artikeln oder auch bezahlte Dienstleistungen wie die Abfallentsorgung im Max-Morlock-Stadion.

Scope 1 bis 3 ergeben zusammen den CO2-Fußabruck des 1.FCN in der Saison 21/22 mit knapp 7.500 Tonnen CO2.

*zugrundeliegende vereinfachte Annahmen: 1 kg CO2 entspricht einem Volumen von ca. 509l, ein Bundesligaball hat ein Volumen von ca. 5,79l

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Wie geht es nun weiter?

90 Prozent der vom 1. FC Nürnberg 2021/22 ausgestoßenen 7.500 Tonnen CO2-Äquivalente werden also in Scope 3 verursacht. Hier macht das Thema Mobilität den größten Brocken (78 %) aus und umfasst ein großes Feld – Anreise von Club- und Gäste-Fans ebenso wie die Wege der Mitarbeitenden zum Club und wieder nach Hause.

In seiner Nachhaltigkeitsstrategie hat der 1. FC Nürnberg die „verantwortungsvolle Mobilität“ deshalb zu einem eigenen Schwerpunktthema gemacht und mit Zielen hinterlegt.

So gibt es zum Beispiel schon seit längerem die Rot-schwarze Mitfahrzentrale von und für Fans zu Heim- und Auswärtsspielen oder auch das Kombiticket für die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs der VGN, das bei jeder Eintrittskarte für Club-Heimspiele automatisch integriert ist.

Unmittelbaren Einfluss hat der Club vor allem auf die in Scope 1 und 2 verursachten Emissionen und will diese entsprechend reduzieren.

Zum Beispiel werden wir unsere Dienstwägen schrittweise auf E-Mobilität umstellen. Außerdem erfassen wir zukünftig unter anderem die für den CO2-Fußabdruck relevanten Daten in einem digitalen Analyseinstrument. Darüber können wir unsere Daten genau tracken und so gezielter mit Maßnahmen an den richtigen Stellen ansetzen, um unseren CO2-Fußabdruck zu verringern.

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