1953: Club in den USA - Ein Vorgeschmack auf das Wirtschaftswunder
Nach Ende der Oberliga-Saison 1952/53 wirkte der 1. FCN als Botschafter der Völkerverständigung und tourte drei Wochen durch die USA. Mit an Bord: Alfred Mirsberger als kompromissloser Verteidiger. Kurz vor seinem Tod interviewten Christian Mößner von den Ultras Nürnberg und Club-Historiker Bernd Siegler den Spieler. Sichtlich von seiner Krankheit gezeichnet, erinnert sich Mirsberger an dieses ganz besondere Kapitel der Club-Geschichte.
Als vierter deutscher Verein nach dem HSV, Eintracht Frankfurt und den Stuttgarter Kickers flog die Club-Elf im Mai 1953 für drei Wochen über den großen Teich in die USA. Die Kicker staunten nicht schlecht über den „american way of life“ und erlebten einen Vorgeschmack auf das Wirtschaftswunder, das sich auch zuhause anbahnen sollte. „Junge, Junge, dort gibt es mehr Autos als bei uns Fahrräder“, entfuhr es Max Morlock in New York. Sportlich stellten die amerikanischen Mannschaften keine Gegner dar. „Wo uns die Leute gefallen haben, haben wir fünf Tore gemacht, wo sie uns nicht gefallen haben, waren es eben zehn“, erinnerte sich Alfred Mirsberger.
Als 20-Jähriger kam Mirsberger (geboren am 13. August 1927) vom SV Wacker zum Club. Sein erstes Pflichtspiel machte der Verteidiger und sichere Elfmeterschütze Ende August 1948 bei einem Nachholspiel für die Oberliga-Süd. Insgesamt 168 Oberliga-Spiele im rotschwarzen Trikot sollten folgen. Mirsberger war einer der Garanten für den Gewinn der Süddeutschen Meisterschaft 1951. Bis 1955 war der Verteidiger Stammspieler. Da die Mannschaftsbetreuer ihn anfangs immer Meßtaler statt Mirsberger gerufen hatten, ist ihm davon der Spitzname „Taler“ geblieben.
1951 und 1953 wurde Mirsberger dreimal von Sepp Herberger in die B-Nationalmannschaft berufen.
1955 wechselte er zum Oberliga-Aufsteiger Viktoria Aschaffenburg und verpasste so die zweite dreiwöchige Reise des 1. FCN in die USA. „Die Planung einer kostspieligen Reise nach Amerika bedeutet für den gewöhnlichen Europäer eine Unmöglichkeit… Der Club hat diese Reise seinen Spielern verschafft als Gegenleistung für den Einsatz und die Pflichterfüllung in der beendeten Spielzeit. Für den Club war es ein versöhnlicher Beitrag zur Völkerfreundschaft“, hieß es in der Vereinszeitung.
Nach seiner Fußballerkarriere eröffnete Mirsberger in Nürnberg einen Schreibwaren- und Tabakladen und wirkte bis Mitte der 1970er Jahre als Nachwuchstrainer beim 1. FCN, wobei er viele Talente u.a. Horst Weyerich an den Profifußball heranführte.
Alfred Mirsberger starb am 22.09.2018.
