Clubfrauen Dienstag, 09.04.2024

FCN-KoLULUmne #9: Eine Achterbahnfahrt der Gefühle

Foto: DC-Fotografie

Seit dieser Saison schreibt Club-Spielerin Luisa „Lulu“ Guttenberger monatlich in ihrer Kolumne über das Bundesliga-Abenteuer der Clubfrauen und was sie in dieser Zeit bewegt. Über das Team, aus dem Team. Im neunten Teil blickt sie auf einen emotional auffühlenden Monat zurück und gibt Einblicke ihre Gefühlswelt.

Von Luisa Guttenberger

Der März ist für mich ein wenig der Monat des Neuanfangs. Die Sommerzeit beginnt, dazu kommen nach dem kalten Winter die ersten warmen Tage und der Frühling zeigt sich langsam aber sicher. Und ganz nebenbei hat dieser Monat auch die heiße Phase der Saison eingeleitet.

Mit der TSG Hoffenheim, dem SC Freiburg und dem 1. FC Köln standen drei Spiele auf dem Programm, die für uns unterschiedliche Bedeutungen hatten. Mit der TSG Hoffenheim wartete eine der aktuell formstärksten Mannschaften der Liga auf uns. Mit dem SC Freiburg trafen wir auf das Team, gegen welches wir in der Hinrunde unsere ersten Bundesliga-Punkte eingefahren haben. Und mit dem Auswärtsspiel beim 1. FC Köln sollte der Monat ein ganz heißes Ende nehmen, schließlich war und ist der „Effzeh“ ein direkter Konkurrent um den Klassenerhalt. Uns war klar, dass wird ein Monat, in dem wir wieder punkten müssen, um unser Ziel zu wahren.

Ich greife die Punkteausbeute mal vor. Vier Zähler aus den drei Partien konnten wir einfahren. Für uns enorm wichtig, um uns ein positives Gefühl beizubehalten und den Glauben daran, dass wir in dieser Liga bestehen können. Der Weg zu diesen drei Punkten war aber alles andere als einfach und, wie einige von euch sicherlich wissen, ziemlich nervenaufreibend.

Gegen die TSG war für uns schlichtweg nichts zu holen. Wir haben zwar keine schlechte Leistung gezeigt. Ganz im Gegenteil, wir haben teilweise guten Fußball gespielt und waren auf Augenhöhe mit einem Team, das ein heißer Champions-League-Aspirant ist. Dennoch wurden die wenigen Fehler, die wir gemacht haben, knallhart bestraft. Und so standen unter dem Strich eine gute Leistung, aber eben auch null Punkte. Dennoch hatte dieses Spiel auch eine positive Seite. Nicht nur, weil wir Selbstvertrauen für die anderen Partien sammeln konnten, sondern weil mit Lea Paulick und Lara Felix auch zwei Spielerinnen ihr Comeback nach langer Verletzungspause feiern durften. Ein Lichtblick für die nächsten Aufgaben, die es ebenso in sich hatten.

Das Heimspiel gegen den SC Freiburg war kein Spiel wie jedes andere. Zum einen, weil wir im Hinspiel unseren ersten Bundesligasieg feiern konnten. Zum anderen, weil wir in „unserem“ Sondertrikot auflaufen durften. Ein Trikot, welches nicht nur eine Hommage an unseren sportlichen Erfolg und den Weg von der zweiten in die erste Bundesliga war, sondern auch ein starkes Zeichen für den Frauenfußball. Das Zitat von Lara Felix, welches auf dem Trikot Platz gefunden hat, beschreibt die Einstellung dieses Teams perfekt: „Egal was passiert, es wird trotzdem jeder hinter uns stehen, solange wir am Platz lassen, was wir haben.”

Was der Verein und unser Hauptsponsor, die NÜRNBERGER Versicherung, mit diesem Trikot für uns ermöglicht haben, ist nicht selbstverständlich. Wir waren und sind unglaublich dankbar dafür. Eine große Ehre für uns und etwas, dass wir für immer in Erinnerung behalten werden. Mit diesem besonderen Trikot empfingen wir also den SC Freiburg, die sich im Winter gut verstärkt hatten und uns alles abverlangen. Wir waren fast ausschließlich in der Defensive gefordert und haben uns in jeden Ball, in jeden Zweikampf geworfen. Es tat weh, es war hart und es war extrem anstrengend. Aber am Ende erkämpften wir uns einen wichtigen Zähler. Der erste Punkt in der Rückrunde, der uns für das Duell gegen den „Effzeh“ Aufschwung geben sollte.

In diesem Spiel waren wir im Grunde zum Siegen verdammt, um uns eine gute Ausgangsposition für den Endspurt zu erarbeiten. Denn uns war klar, dass wir in den direkten Duellen die Konkurrenten nicht davonziehen lassen dürfen. Es wurde das erwartet schwierige Spiel, ein harter Kampf von der ersten Sekunde an. Und dann stand es auf einmal 3:0 für uns. Wer hätte das gedacht? Wir hatten die Partie komplett unter Kontrolle. Bis, ja bis zur 80. Minute. Da kippte das Spiel. Köln erzielte den 1:3-Anschlusstreffer und in unserer Mannschaft passierte etwas, dass nicht passieren darf. Wir fingen an nachzudenken und hatten vielleicht auch Angst davor, etwas verlieren zu können. Solche Gedanken sind nicht immer zu verhindern, können eine Mannschaft aber auch extrem hemmen. Die Minuten nach dem ersten Gegentreffer waren wie ein schlechter Film. Das Stadion wurde laut, die Kölner Spielerinnen traten mit einer ganz anderen Körpersprache auf und das Spiel drehte sich um 180 Grad. Nach dem 2:3 hatte ich das Gefühl, dass dieses Spiel kippen wird.

Die Unsicherheit in der Mannschaft war zu spüren, wir konnten uns nicht mehr befreien und dann fiel tatsächlich in der ersten Minute der Nachspielzeit der Ausgleich. Aus einer 3:0-Führung für uns wurde in nur zehn Minuten ein 3:3. Ich war in diesem Augenblick extrem sauer, wütend und enttäuscht. Mit unserem Anstoß hatte sich diese Wut aber in positive Energie umgewandelt. In meinem Kopf war nur noch: Egal was kommt, wir werden dieses Spiel noch einmal drehen. Wenn nicht wir, wer sonst. Dass es dann wirklich so kam, ist noch immer ein Traum. Der geniale Pass von Lara Felix, der eiskalte Abschluss von Medina Desic, all das mutet ein wenig surreal an angesichts der Minuten zuvor.

Ich glaube, dieses Spiel hat gezeigt, dass wir niemals aufgeben werden. Bis zum Schluss werden wir alles, was wir haben, auf dem Platz lassen. Wie wichtig dieses Spiel für uns war, zeigt die aktuelle Tabellensituation. Wir konnten den Rückstand auf den „Effzeh“ auf zwei Punkte reduzieren. Für unser Selbstvertrauen war dieses Spiel aber noch viel wichtiger. Denn mit diesem Erfolg haben wir uns eine Ausgangslage geschaffen, die uns alle Möglichkeiten gibt. Wir werden alles tun, um in jedem einzelnen der restlichen fünf Partien alles zu geben. Dafür brauchen wir aber auch euch alle. Kommt ins Stadion. Unterstützt uns und lasst uns gemeinsam den Traum vom Klassenerhalt Wirklichkeit werden lassen.


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