Profis Dienstag, 04.06.2024

Florian Hübner: "Der Erfolg des Vereins steht über allem"

Foto: Sportfoto Zink

Nach drei Jahren endete das Kapitel 1. FC Nürnberg zum Ende der abgelaufenen Saison für Florian Hübner. Zum Abschluss seiner FCN-Zeit blickt er auf ereignisreiche Spielzeiten zurück, in denen er sich stets dem Erfolg der Mannschaft unterordnete…

fcn.de: Drei Spielzeiten für den FCN liegen jetzt hinter dir. Kannst du diese in drei Wörtern zusammenfassen?

Florian Hübner: Anstrengend, fordernd und nervenzerreißend. 

fcn.de: Kannst du das noch ausführen?

Florian Hübner: Ich bin natürlich mit anderen sportlichen Ambitionen hierher gewechselt. In meiner ersten Saison habe ich mich dann direkt an der Schulter verletzt und bin lange ausgefallen. Das war keine schöne Zeit, da ich als neuer Spieler noch nicht viele Leute kannte. Deshalb war das auch eine sehr schwere und anstrengende Phase. In den anderen zwei Jahren, mit der Rettung kurz vor Schluss, hatten wir alle andere Vorstellungen, was den sportlichen Erfolg betrifft. In diesem Jahr haben wir in der Hinrunde wirklich guten Fußball gespielt, trotz allem stehen wir jetzt auch am Ende der Saison wahrscheinlich nicht zu Unrecht in der unteren Tabellenhälfte.

fcn.de: Wie würdest du deine Zeit beim Club analysieren?

Florian Hübner: Persönlich hätte ich natürlich gerne mehr Einsätze für den Club gehabt. Verletzungen und andere Dinge haben dies aber leider nicht möglich gemacht. Trotzdem habe ich in den Spielen, die ich gemacht habe, versucht zu zeigen, dass ich alles gebe und für die Mannschaft da bin. Der Weg, der eingeschlagen wurde, bei dem auf viele junge Spieler gesetzt wird, ist für die Region und den Verein top. Trotz allem braucht man auch einen gewissen Teil an erfahrenen Spielern, die die Last und die Verantwortung tragen. Das ist uns nicht immer gelungen. Die jungen Spieler haben das aber trotzdem mehr als ordentlich gemacht. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich mit 17, 18 Jahren schon so viel Qualität hatte.

fcn.de: Was waren deine Highlights beim FCN?

Florian Hübner: Die Derbys, vor allem die Heimderbys, waren immer ein Highlight. Generell die Heimspiele, die ausverkauft waren, waren sehr besondere Spiele. Mein persönliches Highlight war natürlich mein Tor gegen Braunschweig im Achteck.

fcn.de: Gerade in dieser Saison hast du gezeigt, wenn man einen „Hübi“ braucht, ist er da. Wie schaffst du das?

Florian Hübner: Da muss man einfach vom Kopf her bereit sind. Wenn man drei Spiele nicht im Kader steht und dann auf einmal in der Startelf, ist das nicht einfach. Aber das muss man ausblenden. Das habe ich ganz gut hinbekommen und dafür arbeitet man auch unter der Woche hart, damit man dann da ist, wenn man vom Trainer und der Mannschaft gebraucht wird. Zudem freue ich mich einfach auf die Spiele, versuche sie als Plattform für mich zu nutzen und glaube an meine Stärken.

fcn.de: Von der Mannschaft wirst du als „loyal und charakterstark“ beschrieben. Wie zeigt sich das wieder?

Florian Hübner: Ich stehe zu meiner Meinung und bin für die Leute immer ein Ansprechpartner, wenn etwas sein sollte. Zudem, glaube ich, kann man mit mir auch gut Spaß haben und ich hatte hier in Nürnberg auch viele Jungs, die ich echt vermissen werde. Es war immer eine geile Zeit in der Kabine. Aber wenn irgendetwas war, konnte man sich auf mich verlassen und über das ein oder andere Thema reden.

fcn.de: Wie sehr warst du auch in dieser Saison bei einer durchaus jungen Mannschaft als Typ gefragt?

Florian Hübner: Man muss als älterer Spieler vorangehen und einem jungen Spieler auch mal in den Hintern treten. Darüber hinaus habe ich versucht, die Spannung unter der Woche im Training hoch zu halten, damit wir am Wochenende die bestmögliche Leistung bringen können. Klar war das auch für mich manchmal eine Herausforderung, aber das musste ich mit mir selbst regeln und das darf man nicht nach außen zeigen.

fcn.de: Somit hast du immer das Große und Ganze gesehen?

Florian Hübner: Der Erfolg des Vereins steht immer über allem. Wenn man seinen Vertrag beim Club unterschreibt, gilt es, ihm alles unterzuordnen. Denn wenn man als Verein Erfolg hat, ist jeder einzelne auch mehr im Rampenlicht.

fcn.de: Wie bitter war für dich unser Auswärtspiel in Düsseldorf?

Florian Hübner: Ich habe mich riesig auf die 90 Minuten gefreut. Man läuft als Kapitän auf, will der Mannschaft helfen. Dann kommt diese Situation, wo ich alles reingeworfen habe und es auch relativ wichtig war, dass wir kein Gegentor gefangen haben. Danach kriegst du von den Ärzten gesagt, dass du raus musst, was natürlich die richtige Entscheidung war, weil die Gesundheit vorgeht. Dennoch war es für mich wirklich bitter und enttäuschend.

fcn.de: Danach hast du aber bereits wieder alles dafür investiert, um der Mannschaft gegen Elversberg helfen zu können…

Florian Hübner: Ich hatte das Gefühl, dass der Trainer mich gegen Elversberg gut hätte gebrauchen können. Deshalb habe ich alles darangesetzt, fit zu werden, bin über den ein oder anderen Schmerzenspunkt hinweggegangen. Die Ärzte haben mir dann aber nicht das Go gegeben. Das war rückblickend betrachtet auch die cleverere Entscheidung, aber ich dachte in dieser Phase nur an die Mannschaft und den Verein und habe sogar am Samstagmorgen noch versucht zu trainieren. Es hätte aber keinen Sinn gemacht. Dennoch wollte ich mich vor den FCN-Fans im Max-Morlock-Stadion verabschieden. Schlussendlich habe ich mir es anders vorgestellt, aber ich hoffe, dass die Fans sehen, dass ich alles für den Verein gegeben habe.

fcn.de: Mit Ahmet Gürleyen und Finn Jeltsch hatten wir auch zwei eher unerfahrene Innenverteidiger in dieser Saison im Kader. Warst du auch ein Stück weit Bezugsperson für diese Spieler?

Florian Hübner: Zu Ahmo hatte ich von Anfang an einen guten Draht, da er aus meiner Heimat Wiesbaden kam. Zu Beginn der Saison habe ich ihm viele Tipps gegeben und daraus ist echt eine Freundschaft entstanden. Auch mit Finn war ich in gutem Kontakt. Das ist ein echt guter Junge, der eine große Zukunft vor sich hat.

fcn.de: Was gibst du der Mannschaft oder dem Verein mit auf den Weg?

Florian Hübner: Den Fans will ich einfach Danke für die Unterstützung in den letzten drei Jahren sagen. Es waren schwierige Zeiten, trotzdem standen sie immer hinter uns und davor habe ich riesigen Respekt. Für den Verein ist jetzt die Chance, sich in eine gute Richtung zu lenken und einen kleinen Neuanfang zu starten. Die Erwartungen, die hier herrschen, sind sehr hoch und man muss sagen, dass wir in den letzten fünf Jahren drei Mal von der Klinge gesprungen sind. So ein Prozess, dass man wieder einmal in der ersten Liga spielt, geht nicht von heute auf morgen. Dafür braucht es Geduld. Klar ist der FCN ein Traditionsverein und der Club lebt, aber ein bisschen mehr Ruhe in und um den Verein würde der Mannschaft nicht schaden. Für die Jungs gilt jetzt erstmal Erholung, Erholung, Erholung, weil es für den Kopf wiederrum keine einfache Saison war, um dann wieder mit frischer Energie in die neue Spielzeit starten zu können.

fcn.de: Wie geht es für dich weiter?

Florian Hübner: Ich habe ein paar Anfragen vorliegen, aber das bespreche ich mit meiner Familie. Das Ganze muss auch Hand und Fuß haben. Ich habe mich auch noch gar nicht damit beschäftigt, weil mein voller Fokus dem Klassenerhalt galt. Aber jetzt freue ich mich darauf, nach wirklich anstrengenden Jahren, für ein paar Wochen den Kopf frei zu kriegen, um dann an einem anderen Ort wieder anzugreifen.


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