Union Berlin: Eisernes Team, eiserne Fans
Nach dem ersten Saisonsieg für den Club geht es am achten Spieltag gegen den Tabellenzweiten Union Berlin. Momentan läuft es super für die eisernen Gäste, die ihre Hymne derzeit nur allzu wörtlich nehmen.
Selten trifft ein Song den Charakter eines Fußballklubs so genau wie die Hymne von Nina Hagen den des 1. FC Union Berlin. „Wir aus dem Osten gehen immer nach vorn. Schulter an Schulter für Eisern Union“, singt die Punk-Diva gleich zu Beginn.
Ja, der Verein aus dem Stadtteil Köpenick liegt im Trend, er hat die Zahl seiner Mitglieder innerhalb der letzten Dekade auf über 12.500 nahezu verdreifacht, sich aber gleichzeitig den Charme des traditionsreichen Arbeitervereins bewahrt. Und zupacken können die Fans der einstigen „Schlosserjungs“ immer noch. Beweis gefällig? Bei den Modernisierungsarbeiten im „Stadion An der Alten Försterei“ packten 2008 über dreizehn Monate hinweg mehr als 2.300 freiwillige Helfer mit an und realisierten in rund 140.000 Arbeitsstunden beispielsweise die charakteristischen Stehplatztraversen. Einschalen, ausschalen – arbeiten immer im Rhythmus der Betonlieferungen; selbstgekochtes Essen, neue Freundschaften und die handwerkliche Hilfe des Präsidentenbruders inklusive. Schulter an Schulter eben.
Bereits seit acht Jahren in der zweiten Liga
Und wenn es sein muss, bluten die Anhänger sogar für ihren Herzensverein. So geschehen bei einer Blutspendenaktion zugunsten des 1. FC Union im Jahr 2004. Auch die „härteste Tankstelle Berlins“ bekennt sich zu Union. Die erste Fußballtankstelle der Hauptstadt nimmt die Optik der Geburtsstätte des Vereins im Industriegebiet Oberschöneweide auf – „immer wieder Eisern Union!“
„Hart sind die Zeiten, hart ist das Team“, singt Hagen weiter. Moment, hier möchte man insistieren, die harten Zeiten sind doch seit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga und nunmehr achtjähriger Ligazugehörigkeit vorbei. Die Eisernen haben es sich seither im Mittelfeld des Tableaus gemütlich gemacht. Der zweite Teil der Passage trifft dagegen, beispielsweise im Falle von Benjamin Kessel, weiterhin zu: Der Rechtsverteidiger, den aber nachwievor ein Fußbruch außer Gefecht setzt, kam in der vergangenen Saison bei 29 Einsätzen auf 13 gelbe Karten und einen Platzverweis – Spitzenwert in Liga zwei.
Mit Keller an die Spitze
Nicht nur die eiserne Defensive rühmt Hagen: „Verbrannten Rasen“ hinterließ Angreifer Bobby Wood in der letzten Spielzeit im Uniondress wiederholt. 17 Mal netzte der US-amerikanische Auswahlspieler ein. Er machte sich damit gleichsam zum Rekordtorschützen -nie traf ein Berliner öfter in einer Spielzeit- wie zum Rekordabgang. Der HSV griff für kolportierte 3,5 Millionen Euro zu – doch in der Hauptstadt kompensierten sie den Verlust ohne Murren – eisern eben. Neu-Trainer Jens Keller verfügt nach wie vor über zündendes Offensivpersonal, das beinahe konkurrenzlos trifft: Mittelstürmer Collin Quaner und die hängende Spitze Steven Skrzybski verwandelten an den ersten Spieltagen wiederholt und legten munter für die Kollegen auf.
Für den Fußballlehrer mit Bundesligaerfahrung geht es, nach Punkikone Hagen, „immer weiter mit Eisern Union“. Nebenbei übertrifft er bisher gar seinen Punkteschnitt aus Tagen, als er auf Schalke die Mannschaft verantwortete (1,83 zu 1,63 pro Spiel). Folgerichtig haben die Kicker aus Köpenick bereits den 2. Tabellenplatz erklommen und ziehen mit dem "Sieg vor den Augen“ nach dem Heimspiel gegen St. Pauli wieder „gemeinsam durch die Nation“. Nächste Ausfahrt: Nürnberg. Geht es nach den Cluberern, müssen sich dabei aber nicht alle Passagen aus Hagens Hymne erfüllen…
Weitere Artikel zur Partie
- 1. FC Nürnberg
- 45. 1:0
84. Cedric Teuchert 2:0
- 1. FC Union Berlin
- –
- Stadion
- Datum
- 30.09.2016 17:30 Uhr
- Schiedsrichter
- Daniel Schlager
- Zuschauer
- 24465
- 1. FC Nürnberg
- Kirschbaum - Brecko - Hovland - Bulthuis - Sepsi - Petrak - Behrens - Salli - ?? - Burgstaller (90. Sylvestr) - Matavz (80. Teuchert)
- Reservebank
- Rakovsky, Mühl, Kammerbauer, Kempe, Parker, Sylvestr, Teuchert
- Trainer
- Alois Schwartz
- 1. FC Union Berlin
- Busk - Trimmel - Leistner - Schönheim (58. Puncec) - Pedersen - Fürstner (77. Zejnullahu) - Kroos - Kreilach - Skrzybski - Hedlund - Hosiner (46. Redondo)
- Reservebank
- Mesenhöler, Parensen, Puncec, Daube, Quiring, Redondo, Zejnullahu
- Trainer
- unbekannt